Der
strategische Plan des französischen Durchbruchversuchs
Berlin,
22. April.
Aus aufgefundenen französischen Befehlen, die durch Gefangenenaussagen
ergänzt werden, ergibt sich immer klarer der groß angelegte
französische Durchbruchsplan. Die deutsche Front sollte am 16. April
durch den unwiderstehlichen Anprall der französischen Divisionen
an der Aisne gesprengt werden. Das 32. Korps sollte am 16. April 12 Kilometer
tief auf beiden Ufern der Aisne bis auf Brienne und Prouvais durchstoßen.
Die 37. Division sollte südlich anschließend bis zur Suippes
vorbrechen und dann scharf nach Osten einschwenken, während die 14.
Division den Block des Brimont überrennen sollte. Die Absicht des
strategischen Planes ging dahin, die deutschen Truppen im Raume südlich
der Aisne durch wuchtigen Angriff in östlicher Richtung zurückzuwerfen,
um sie den am 17. in der Champagne bei Auberive und Meronvillers durchstoßenden
französischen Truppensäulen in die Arme zu treiben. Auf den
östlich Reims liegenden 20 Kilometer langen deutschen Frontabschnitt
von Bétheny bis Pruncy war ein Angriff nicht angesetzt. Dieses
Frontstück sollte durch den Vorstoß von Brinfont nach Osten
und den Vorstoß bei Auberive nach Norden am 16. und 17. April eingekesselt
werden. Diese Einkesselung konnte indessen nur gelingen, wenn die östlich
Brimont vorstoßenden französischen Kampfsäulen schon im
Laufe des 16., also am ersten Angriffstage, die befohlenen Linien erreichten.
Im engen Zusammenhang mit diesen Operationen südlich der Aisne standen
die von der französischen Heeresleitung geplanten Operationen nördlich
der Aisne auf der Linie Braye - Cerny - Craonne. Hier sollten die Franzosen
mit der Kerntruppe des 20. Armeekorps als Hauptstütze 12 Kilometer
tief in das Hügel- und Waldgelände südlich von Laon vordringen,
um der neuen Siegfried-Stellung in den Rücken zu kommen. Durch die
breiten Breschen der auf einer Breite von 80 Kilometern zertrümmerten
deutschen Front sollte die Armee de poursuite vorjagen. Die Sprengung
des Frontabschnittes Aisne-Champagne und die fächerförmige Aufrollung
nach Osten und Norden stellen einen großzügigen und wohldurchdachten
Plan dar, der aber nur Aussicht auf Erfolg hatte, wenn bereits am ersten,
spätestens zweiten Tage der Durchbruch in der befohlenen Tiefe glückte.
Gelangen diese Operationen nicht Schlag auf Schlag, so war der Plan zum
Mißlingen verurteilt. Heute, nach einer Reihe blutiger Schlachttage,
sind die kühnen Operationen Nivelles bereits endgültig gescheitert.
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