Der Weltkrieg am 31. Juli 1917

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Der 1. Weltkrieg: Artillerievolltreffer in eine Kolonne auf dem Schlachtfeld von Pilkem-St. Jean
Artillerievolltreffer in eine Kolonne auf dem Schlachtfeld von Pilkem-St. Jean
Aufnahme vom 31. Juli 1917

 Der deutsche Heeresbericht:

Beginn der Infanterieschlacht in Flandern 

Der Zbrucz auf 50 Kilometer breiter Front überschritten - Sturmerfolg der Türken bei Niwra

Großes Hauptquartier, 31. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern steigerte sich der Artilleriekampf abends wieder zu äußerster Heftigkeit, hielt während der Nacht unvermindert an und ging heute morgen in stärkstes Trommelfeuer über. Dann setzten auf breiter Front von der Yser bis zur Lys starke feindliche Angriffe ein. Die Infanterieschlacht in Flandern hat damit begonnen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames griffen die Franzosen südöstlich von Filain in 3 Kilometer Breite an. Der Stoß brach an den meisten Stellen in unserer Abwehrwirkung zusammen; zwei begrenzte Einbruchstellen sind noch in der Hand des Feindes.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Angriffsfreudiger Drang nach vorwärts brachte unseren und den verbündeten Truppen in Ostgalizien und der Bukowina neue Erfolge.
Der Grenzfluß Zbrucz wurde von oberhalb Husiatyn bis südlich von Skala in einer Breite von 50 Kilometern trotz erbitterten Widerstandes an vielen Stellen von deutschen und österreichisch-ungarischen Divisionen überschritten.
Auch die osmanischen Truppen haben ihre alte Tüchtigkeit erneut bewiesen. Wie sie Anfang Juli in zäher Standhaftigkeit den Massenangriffen der Russen unerschüttert trotzten und dann in raschem Siegeslauf den Feind von der Zlota Lipa bis über den nördlichen Sereth zurückwarfen, wo er sich stellte, so nahmen sie gestern in kampfesfrohem Draufgehen die hartnäckig verteidigten Stellungen bei Nivra am Zbrucz.
Zwischen Dnjestr und Pruth erkämpften sich die verbündeten Truppen in Richtung auf Czernowitz die Orte Werenczanka und Sniatyn.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In kraftvollem Ansturm durchbrachen deutsche Jäger die russischen Nachhutstellungen bei Wiznitz. Der Feind wurde dadurch zum Räumen der Czeremoszlinie gezwungen und ging dann nach Osten zurück.
Auch in den Waldkarpathen am Oberlauf des südlichen Sereth, sowie beiderseits von Moldawa und Suczawa gewannen wir im Angriff ostwärts Gelände.
Unter dem Druck dieser Erfolge gaben die Russen im Mestecanesci-Abschnitt ihre vorderen Stellungen auf.
Am Bereczker Gebirge setzte der Gegner seine Angriffe fort. Fünfmal griff er im Laufe des Tages am Mgr. Casinului an, ohne einen Erfolg zu erzielen; weiter südlich wurde eins unserer Regimenter durch starken feindlichen Stoß in eine weiter westlich gelegene Höhenstellung zurückgedrängt.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

Bericht aus dem deutschen Großen Hauptquartier: 
Der englisch-französische Angriff in Flandern am 31. Juli 1917

Die Türken im 1. Weltkrieg: Ein türkischer Bataillonsstab in einem Schützengraben Ostgaliziens
Ein türkischer Bataillonsstab in einem Schützengraben Ostgaliziens

 

Der erste Ansturm der Engländer in Flandern abgeschlagen

Berlin, 31. Juli, abends. (Amtlich.)
Der heutige in Flandern auf 25 Kilometer breiter Front beiderseits von Ypern vorbrechende erste Ansturm des englischen Heeres ist abgeschlagen. Nach wechselvollen, erbitterten Großkämpfen hat der mit überlegenen Kräften tiefgegliedert angreifende Feind sich mit dem Besitz von Trichterstellungen in unserer Abwehrzone begnügen müssen.
Am Chemin-des-Dames brachte uns kraftvoller Angriff wichtige Höhenstellungen bei Cerny und über 1500 Franzosen als Gefangene.
Im Osten weitere Kampferfolge auf beiden Ufern des Dnjestr und Pruth sowie in den Waldkarpathen.
1)

 

Kundgebungen des Kaisers zu Beginn des vierten Kriegsjahres

Berlin, 31. Juli.

An das deutsche Volk.

Drei Jahre harten Kampfes liegen hinter uns. Mit Leid gedenken wir unserer Toten, mit Stolz unserer Kämpfer, mit Freude aller Schaffenden, schweren Herzens derer, die in Gefangenschaft schmachten. Über allen Gedanken aber steht der feste Wille, daß dieser Kampf gerechter Verteidigung zu gutem Ende geführt wird.
Unsere Feinde strecken die Hand nach deutschem Lande aus. Sie werden es niemals erlangen. Sie treiben immer neue Völker in den Krieg gegen uns. Das schreckt uns nicht. Wir kennen unsere Kraft und sind entschlossen, sie zu gebrauchen. Sie wollen uns schwach und machtlos zu ihren Füßen sehen, aber sie zwingen uns nicht. Unseren Friedensworten sind sie mit Hohn begegnet. So haben sie wieder erfahren, wie Deutschland zu schlagen und zu siegen weiß. Sie verleumden überall in der Welt den deutschen Namen. Aber sie können den Ruhm der deutschen Taten nicht vertilgen.
So stehen wir unerschüttert, sieghaft und furchtlos am Ausgang dieses Jahres. Schwere Prüfungen können uns noch beschieden sein. Mit Ernst und Zuversicht gehen wir ihnen entgegen. In drei Jahren gewaltigen Vorbringens ist das deutsche Volk fest geworden gegen alles, was Feindesmacht ersinnen kann. Wollen die Feinde die Leiden des Krieges verlängern, so werden sie auf ihnen schwerer liegen als auf uns.
Was draußen die Front vollbringt, die Heimat dankt dafür durch unermüdliche Arbeit. Noch gilt es, weiter zu kämpfen und Waffen zu schmieden. Aber unser Volk sei gewiß : Nicht für den Schatten hohlen Ehrgeizes wird deutsches Blut und deutscher Fleiß eingesetzt, nicht für Pläne der Eroberung und Knechtung, sondern für ein starkes und freies Reich, in dem unsere Kinder sicher wohnen sollen. Diesem Kampfe sei all unser Handeln und Sinnen geweiht. Das sei das Gelöbnis dieses Tages!

Im Felde, den 1. August 1917.

gez. Wilhelm I. R.

 

An das deutsche Heer, die Marine und die Schutztruppen.

Das dritte Kriegsjahr ist zu Ende. Die Zahl unserer Gegner ist gestiegen, nicht aber ihre Aussicht auf den Enderfolg. Rumänien habt Ihr im Vorjahre niedergeworfen. Das russische Reich erbebt jetzt von neuem unter Euren Schlägen. Beide Staaten haben ihre Haut für fremde Interessen zu Markte getragen und sind am Verbluten. In Mazedonien habt Ihr den feindlichen Anstürmen machtvoll getrotzt. In gewaltigen Schlachten im Westen seid Ihr die Herren der Lage geblieben. Fest stehen Eure Linien, die die teure Heimat vor den Schrecken und Verwüstungen des Krieges bewahren.
Auch Meine Marine hat große Erfolge errungen, sie hat den Feinden die Herrschaft zur See streitig gemacht und bedroht ihren Lebensnerv.
Fern der Heimat hält eine kleine deutsche Truppe deutsches Kolonialland gegen vielfache Übermacht.
Auf Eurer und unserer treuen Bundesgenossen Seite werden auch im nächsten Kriegsjahr die Erfolge sein. Unser wird der Endsieg bleiben.
Bewegten Herzens danke Ich Euch in Meinem und des Vaterlandes Namen für das, was Ihr auch in dem letzten Kriegsjahr geleistet habt. In Ehrfurcht gedenken wir dabei der tapferen Gefallenen und Verstorbenen, die für des Vaterlandes Größe und Sicherheit dahingegangen sind.
Der Krieg geht weiter, er bleibt uns aufgezwungen. Wir kämpfen für unser Dasein und unsere Zukunft mit stahlharter Entschlossenheit und nie wankendem Mut. Mit wachsender Aufgabe wächst unsere Kraft. Wir sind nicht zu belegen; wir wollen siegen. Gott der Herr wird mit uns sein.

Im Felde, den 1. August 1917.

Wilhelm.

 

Der Kaiser an die Helden von Deutsch-Ostafrika.

Seine Majestät der Kaiser hat an den Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Obersten v. Lettow-Vorbeck, nachstehende Order gerichtet:
Den Eintritt in ein neues Kriegsjahr will Ich nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen, Mein lieber Oberst, und Ihren braven Truppen erneut Meinen Dank und Meine uneingeschränkte Anerkennung für Ihr heldenmütiges Verhalten auszusprechen. Gestärkt durch den Geist der Pflichttreue haben Sie unerschrockenen und zuversichtlichen Mutes den ungleichen Kampf aufgenommen und drei Jahre lang mit nie ermattender Tatkraft Ostafrika verteidigt. Die vielen siegreichen Schlachten und Gefechte haben Mir bewiesen, daß in schicksalsschwerer Stunde der richtige Mann an richtiger Stelle stand.
In treuer Gemeinschaft mit Meinem Gouverneur und der gesamten Bevölkerung des Schutzgebietes konnten Sie den gewaltigen Anforderungen der bitteren Notwehr trotz schwerer Entbehrungen gerecht werden und drei schwere Jahre eines aufgedrungenen Kampfes unter Afrikas heißer Sonne durchhalten. Nie und nimmermehr erwartete die Welt, was Ihre eiserne Willenskraft ermöglicht hat.
In Treue und mit stolzer Bewunderung gedenkt heute an der Schwelle des neuen Kriegsjahres mit Mir das dankbare Vaterland seiner fernen Helden und ihres sieggewohnten Führers, deren stille Pflichterfüllung stets ein leuchtendes Beispiel in der Geschichte des Krieges bilden wird. Gott möge Ihre Waffen weiter segnen!

Großes Hauptquartier, den 31. Juli 1917.

gez. Wilhelm.

An den Obersten v. Lettow-Vorbeck, 
Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
1)

 

Ein angeblicher Potsdamer Kronrat am 5. Juli 1914

Berlin, 31. Juli.
Die "Times" und ihr folgend die feindlichen Korrespondenzbureaus verbreiten Mitteilungen über einen Kronrat, der in Potsdam am 5. Juli 1914 bei dem Kaiser unter Teilnahme der führenden politischen und militärischen Persönlichkeiten Deutschlands und Österreich-Ungarns stattgefunden hätte und wo der Plan zur Entfesselung des Weltkrieges entworfen worden wäre. Wir sind zu der Feststellung ermächtigt, daß die Mitteilungen der "Times" mit allen Einzelheiten frei erfunden sind. Es hat weder an dem genannten noch an einem anderen Tage des Juli eine solche gemeinsame Beratung weder mit noch ohne Teilnahme des Kaisers stattgefunden. Wir stellen weiter gegenüber den Behauptungen der "Times" erneut fest, daß die deutsche Regierung sich jeder Einwirkung auf die Fassung des österreichischen Ultimatums an Serbien enthalten hat, und daß der Inhalt des Ultimatums vor seinem Abgange der deutschen Regierung völlig unbekannt geblieben ist. Die "Times" wollen ihre falschen Behauptungen auch auf Angaben stützen, die der Abg. Cohn im Hauptausschuß des Reichstages gemacht hätte. Die Angaben des genannten Abgeordneten sind im Ausschuß von seiten der Regierung sofort als unrichtig zurückgewiesen worden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 31. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Beiderseits des Casinu-Tales griff der Feind zu wiederholten Malen mit starken Kräften an. Nördlich des Tales wurde er restlos abgeschlagen. Auf den südlichen Höhen bemächtigte er sich unserer vorderen Gräben. In der Bukowina leisteten die Russen auch gestern mehrfach erheblichen Widerstand. Die verbündeten Truppen dringen kämpfend östlich der Linie Jakobeny-Fundul-Moldowi-Schipoth vor. Die über Kuty hinausrückenden Divisionen gewannen den obersten Sereth. Zwischen dem Pruth und dem Dnjestr wurde der Feind in heftigen Kämpfen aus seinen Stellungen östlich von Sniatyn und südöstlich von Zaleszczyki geworfen. Bei Krzywcze, nördlich des Dnjestr, stürmten osmanische Regimenter in bewährter Tapferkeit die feindlichen Linien. Am Zbrucz erzwangen sich österreichisch-ungarische und deutsche Truppen auf 50 Kilometer Frontbreite an zahlreichen Punkten den Übergang auf das Ostufer. In Wolhynien erfolgreiche Stoßtruppunternehmen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 31. Juli.
Mazedonische Front:
Ziemlich lebhaftes Artilleriefeuer zwischen den Seen, im Cerna-Bogen und teilweise auf dem rechten Wardarufer. In der Moglenagegend wurde bei Bahovo ein feindlicher Erkundungstrupp durch unser Gewehr- und Bombenfeuer vollständig abgewiesen. Im Cerna-Bogen wurde ein feindliches Flugzeug durch Artilleriefeuer gezwungen, vor unseren Linien zu landen, nachdem es vorher in Brand geschossen worden war.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia Gewehrfeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 31. Juli.
An der Kaukasusfront nur Erkundungsgefechte.
Sinaifront: Bei Ghaza leichtes, weiter östlich lebhafteres Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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