Der Weltkrieg am 22. Oktober 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue französisch-englische Angriffe bei Poelkapelle

Großes Hauptquartier, 22. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern schwoll gestern der Feuerkampf vom Houthoulster Walde bis zum Kanal Comines-Ypern wieder zu großer Stärke an und blieb, vielfach zum Trommelfeuer gesteigert, bis zum Morgen heftig.
Heute früh haben nach bisher vorlegenden Meldungen zwischen Draaibank und Poelkapelle französisch-englische Angriffe eingesetzt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Die Artillerieschlacht zwischen Ailette-Grund und Braye wurde unter stärkstem Einsatz aller Kampfmittel tagsüber und mit nur wenigen Pausen auch während der Nacht weitergeführt.
Im mittleren Abschnitt des Chemin-des-Dames war besonders bei Cerny das Feuer zeitweilig sehr lebhaft Auch in der Champagne und an der Maas hat sich die Kampftätigkeit verstärkt.
12 feindliche Flieger und 1 Fesselballon wurden gestern zum Absturz gebracht.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die ganze Insel Dagö ist in unserm Besitz. Mehr als 1200 Gefangene und einige Geschütze wurden eingebracht, große Vorräte erbeutet.
In neunTagen führen Armee und Marine die Operationen über See gemeinsam durch, die Oesel, Moon und Dagö, die Schlüsselpunkte der östlichen Ostsee, in deutsche Hand brachten.
Ein neuer Beweis der Schlagkraft unseres Heeres und unserer Marine ist erbracht; ihr Zusammenwirken auch hier kann vorbildlich genannt werden.
Mazedonische Front:
Im Skumbitale entrissen unsere und die verbündeten Truppen den Franzosen im Angriff einige Höhenstellungen und hielten sie gegen starke Gegenstöße.
An der Straße Monastir-Resna scheiterten wiederholte Angriffe des Gegners.
Der Feuerkampf blieb hier und in breiten Abschnitten auf beiden Wardarufern stark.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Die französisch-englischen Angriffe in Flandern gescheitert

Berlin, 22. Oktober, abends. (Amtlich.) 
Die Frühangriffe in Flandern sind bis auf geringen Geländegewinn des Feindes bei Veldhoek (nördlich von Langemarck) gescheitert. Auch an der Straße Menin-Ypern brach ein starker englischer Angriff völlig zusammen. - Nordöstlich von Soissons hat sich die Artillerieschlacht nach vorübergehendem Nachlassen am Morgen wieder zu voller Hohe gesteigert. - Die Gesamtbeute auf Oesel, Moon und Dagö beläuft sich auf mehr als 20000 Gefangene und über 100 Geschütze sowie zahlreiches Kriegsmaterial.
1)

 

672000 Tonnen im September versenkt

Berlin, 22. Oktober. (Amtlich.) 
Durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte sind im Monat September insgesamt 672000 Brutto-Registertonnen des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffsraumes versenkt worden. Damit erhöhen sich die bisherigen Erfolge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges auf 6 975 000 Brutto-Registertonnen. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Aufleben der Kampftätigkeit in Südtirol

Wien, 22. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Beiderseits der Rollepaß-Straße, im Pellegrino-Tal und Marmolata-Gebiet lebte die Gefechtstätigkeit auf. Am Monte Sief gelang die Sprengung eines feindlichen Stützpunktes. Gleichzeitig im Cordevole-Tal angreifende Stoßtrupps drangen bis in die zweite feindliche Linie vor, fügten dem Gegner schwere blutige Verluste zu und kehrten mit einigem Gefangenen wieder in die Ausgangsstellung zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ein am westlichen Skumbi-Ufer von österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen geführter Angriff brachte uns in den Besitz einiger französischer Stellungen.

  Der Chef des Generalstabes.

Ereignisse zur See:
Am 18. Oktober unternahmen Teile unserer leichten Seestreitkräfte unter Führung des Kreuzers "Helgoland" zur Störung der gegnerischen Transporte einen Vorstoß in
die Südadria, in dessen Verlauf keine feindlichen Schiffe gesichtet wurden, obwohl sich unsere Flottille längere Zeit in der Nähe der italienischen Küste aufhielt. Angriffe feindlicher Flieger und eines Unterseebootes gegen unsere Einheiten am 19. Oktober morgens blieben wirkungslos. Ein italienisches Flugzeug wurde in Brand geschossen und zerschellte. Unsere Fliegertruppen belegten die weit im Südwesten und außer Sicht unserer Schiffe erschienenen überlegenen italienischen Seestreitkräfte erfolgreich mit Bomben, wobei ein italienischer Zerstörer durch eine dicht bei ihm einschlagende Bombe anscheinend beschädigt wurde. Unsere Seestreitkräfte und Flieger sind vollzählig und unbeschädigt zurückgekehrt.

Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 22. Oktober.
Mazedonische Front:
Am oberen Lauf des Skumbi haben unsere Abteilungen im Verein mit deutschen Truppen den Feind von einer Stelle, wo er sich am vor-hergehenden Tage behauptet hatte, verjagt und 4 Maschinengewehre genommen. Zwei Gegenangriffe, die der Feind unternahm. um diese Stellung wieder zu nehmen, wurden blutig abgewiesen. Auf dem Westufer des Ochridasees lebte die Artillerietätigkeit wieder auf. Bei Bratindol und Tarnovo wiesen wir durch unser Feuer den Angriff eines feindlichen Bataillons, der am Morgen nach längerem Feuer unternommen worden war, ab. Er wurde am Nachmittag wiederholt und schlug wieder fehl. Nördlich Bitolia und in der Gegend von Moglena wurden starke feindliche Aufklärungsabteilungen, die sich unseren Stellungen zu nähern suchten, durch unser Feuer verjagt. Westlich Wardar heftiges Störungsfeuer. Zwischen dem Wardar- und Dojransee setzte die feindliche Artillerie eifrig und mit einem großen Aufwand von Geschossen ihr Feuer gegen unsere Stellungen fort. Das Feuer verwandelte sich häufig in Trommelfeuer, aber Infanterietätigkeit folgte nicht.
Dobrudschafront:
Geringe Feuertätigkeit.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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