Die
Beute des Hilfskreuzers "Seeadler" an der brasilianischen Küste
Kapitänleutnant
Graf Luckner
Kommandant
vom "Seeadler"
Rio
de Janeiro, 2. April. (Havas-Meldung.)
Der deutsche Hilfskreuzer hat folgende Schiffe genommen: "Gladys
Royle", "Lady Island", "Charles Gounod", "Perce",
"Antonin", "Buenos Aires" (italienischer Segler, 1811
Brutto -Registertonnen), "Penmore" (englischer Segler, 1497
Brutto-Registertonnen), "La Rochefoucauld", "Dupleix"
und "Horngarth" mit 261 Seeleuten der verschiedensten Staatsangehörigkeit,
darunter 102 Franzosen, ungerechnet noch die 22 Mann von der Bark "Cambronne".
Der Bericht des Kapitäns der Bark besagt: Am 20. März um 7 Uhr
30 Minuten morgens nahmen wir im Nordwesten ein Segelschiff wahr, das
schnell näher kam. Zwei Seemeilen entfernt geite es plötzlich
seine Segel auf, und wir erkannten die deutsche Flagge. Zugleich mit diesem
Veränderung machte das Schiff ein Signal und feuerte einen Kanonenschuß
ab. Darauf kam ein deutscher Offizier mit bewaffneter Mannschaft an Bord,
beschlagnahmte die Schiffspapiere und befahl mir, mich an Bord des Kreuzers
zu begeben und zur Verfügung des feindlichen Kommandanten zu stellen.
Dieser teilte mir zuerst mit, daß er die "Cambronne" versenken
wolle, dann besann er sich anders, entsetzte mich des Kommandos und beauftragte
den englischen Kapitän John Müller vom "Penmore",
alle gefangenen Schiffsbemannungen von Bord des Kreuzers nach Rio de Janeiro
zu bringen. Die Umschiffung wurde sogleich mit Hilfe meiner Boote, die
von den Booten des Kreuzers geschleppt wurden, bewerkstelligt. Während
meiner Abwesenheit waren meine beiden Bramstengen abgesägt und die
Bramsegel ins Wasser geworfen worden, um so die Fahrt der "Cambronne"
zu vermindern und dem Kreuzer Zeit zu schaffen, andere Gewässer zu
erreichen. Um 7 Uhr abends betraten die letzten Gefangenen, nämlich
die Kapitäne, mein Schiff. Die Berichte der übrigen Kapitäne
lauten ähnlich. 1)
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