Die
Kriegsbotschaft Wilsons an den Kongreß
US-Präsident
Woodrow Wilson
Washington,
3. April. (Reuter-Meldung.)
Im Kongreß erklärte Wilson unter anderem:
Ich habe den Kongreß zu einer außerordentlichen Tagung einberufen,
weil sofort ein ernster politischer Entschluß gefaßt werden
muß, wofür ich verfassungsrechtlich die Verantwortung nicht
übernehmen kann. Ich unterbreitete Ihnen am 3. Februar eine außerordentliche
Anzeige der deutschen Regierung, daß sie beabsichtige, ab 7. Februar
alle rechtlichen und humanitären Beschränkungen beiseite zu
stellen und alle Schiffe, welche versuchten, die feindlichen Häfen
zu erreichen, durch U-Boote zu versenken. Das schien in einer früheren
Kriegsphase das Kriegsziel der deutschen U-Boote zu sein, aber seit April
1916 legte die deutsche Regierung den Kommandanten der U-Boote gewisse
Beschränkungen auf, gemäß dem uns gegebenen Versprechen.
Die neue deutsche Politik ließ jede Beschränkung fallen, Schiffe
aller Art wurden skrupellos und ungewarnt versenkt, ohne daß man
daran dachte, den an Bord befindlichen Personen zu Hilfe zu kommen, und
neutrale und befreundete Schiffe wurden ebenso wie Schiffe von Kriegführenden,
selbst Hospitalschiffe, die mit einem Freigeleit von der deutschen Regierung
versehen waren, mit derselben Mitleids- und Prinzipienlosigkeit versenkt.
Das Völkerrecht hat sich mühsam entwickelt mit Resultaten, die
dürftig genug waren, aber die deutsche Regierung hat auch dieses
Minimum an Recht unter dem Vorwande der Wiedervergeltung und Notwendigkeit
ausgehoben, weil sie keine Waffen besaß, die auf der See verwendet
werden können, außer denjenigen, die nicht angewendet werden
dürfen, wie Deutschland sie jetzt anwendet, nämlich ohne Berücksichtigung
aller Erwägungen der Menschlichkeit oder Abmachungen, auf denen der
Weltverkehr begründet ist. Der gegenwärtige deutsche Krieg gegen
den Handel ist ein Krieg gegen die Menschlichkeit und gegen alle Nationen.
Eine bewaffnete Neutralität erscheint gegenwärtig unnütz.
Ohne Zaudern den Geboten meiner konstitutionellen Pflicht gehorchend,
rate ich dem Kongreß zu erklären, daß die jüngste
Handlung der deutschen Regierung tatsächlich nichts weniger als der
Krieg gegen die Regierung und das Volk der Vereinigten Staaten ist, und
förmlich den Kriegszustand anzunehmen, der Amerika auferlegt ist,
und sofortige Maßregeln zu ergreifen, nicht nur um das Land in den
vollständigen Verteidigungszustand zu versetzen, sondern auch seine
Hilfsquellen zu verwenden, um Deutschland zu zwingen, die Bedingungen
zur Beendigung des Krieges anzunehmen. Der Kriegszustand wird ein enges
Zusammenwirken mit den anderen Deutschland bekämpfenden Regierungen
herbeiführen, indem wir ihnen liberale Finanzkredite gewähren
und ihnen die Organisation zur Mobilisierung aller materiellen Hilfsquellen
des Landes zur Verfügung stellen, um Kriegsmaterial zu liefern, und
auf die reichlichste, aber sparsamste und wirksamste Art den anderen Bedürfnissen
der Nationen zu dienen. Eine weitere Folge des Kriegszustandes wurde die
fertige vollständige Ausrüstung der Flotte namentlich mit Mitteln
sein, um die feindlichen U-Boote zu bekämpfen und ferner eine fertige
Heeresvermehrung um mindestens 500 000 Mann mit der Ermächtigung,
die Streitmacht den Bedürfnissen entsprechend weiter zu vermehren.
Nach Ansicht des Präsidenten sollten die Soldaten nach dem Grundsatz
der allgemeinen Wehrpflicht ausgehoben werden. 1)
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