Der österreichisch-ungarische
Heeresbericht:
Der
gescheiterte russische Massenstoß bei Zborow
Wien, 7. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
An mehreren Stellen der Karpathenfront lebte das feindliche Artilleriefeuer
gestern merklich auf. In der Gegend von Dorna Watra, Kirlibaba und im
Ludowagebiet, dann beiderseits des Jablonicapasses erreichte es zeitweise
größte Heftigkeit. Unsere Artillerie erwiderte mit kräftigem
Zerstörungsfeuer von guter Wirkung. Bei Kirlibaba räumte der
Feind seine Deckungen gruppenweise. Erkundungsabteilungen des Gegners,
die an mehreren Stellen vorzugehen versuchten, wurden abgewiesen. Bei
Stanislau haben die Russen nach heftigster Artillerievorbereitung mehrere
starke, aber erfolglose Angriffe geführt. Den Hauptstoß hat
hier das tapfer ausharrende ungarische Honved-Infanterieregiment Nr. 65
abgewiesen. Auch bei Hutta und Solotwinska sind in den späten Nachmittagsstunden
russische Angriffe gescheitert.
Im Raume von Brzezany kam es gestern nur zu einem kurzen feindlichen Vorstoß,
der abgewehrt wurde. Wie erfolgreich die Verteidigung der hier kämpfenden
deutschen und osmanischen Truppen, dann der tapfer mitwirkenden Honved-Infanterieregimenter
Nr. 308, 309 und 310 in den Vortagen war, zeigen die auf 13000 Mann geschätzten
Feindesleichen im Vorfelde. In unbegründeter Überschätzung
ihres begrenzten Zufallserfolges vom 2. Juli hofften die Russen gestern
die Entscheidung südwestlich von Zborow durch einen Massenstoß
herbeizuführen. Unter Heranziehung eines Gardekorps, weiterer neuer
Kräfte und starker Kavalleriemassen setzten die Russen in einer Frontbreite
von 16 Kilometern etwa neun bis zehn Divisionen, stellenweise 15 Wellen
tief, zu wiederholten Angriffen ein.
An der heldenmütigen Haltung deutscher Regimenter brachen alle nach
mehrstündigem Vorbereitungsfeuer vom frühen Morgen bis zum Mittag
vorgetriebenen Massenstürme erfolglos und blutigst zusammen. Dem
tapferen Somborer Infanterieregiment Nr. 23 und der vortrefflich mitwirkenden
k. und k. Artillerie gebührt ein rühmlicher Anteil an dem großen
Erfolg des gestrigen Tages. Mehrere Panzerkraftwagen, die anzugreifen
versuchten, wurden zerschossen. In den Mittagsstunden war die Angriffskraft
des Gegners derart gebrochen, daß er, verfolgt durch das Maschinengewehrfeuer
einer Jagdstaffel, zurückfluten mußte. Die zur beabsichtigten
Verfolgung herangeführte feindliche Kavallerie wurde durch Feuer
zersprengt. Die Verluste des Feindes sind außerordentlich schwer,
unsere halten sich in mäßigen Grenzen.
Ein gegen 8 Uhr abends sich südwestlich Zborow erneuernder russischer
Angriff hatte den gleichen Mißerfolg wie alle früheren. Bei
Batkow-Zwyzyn sind nachmittags mehrere gegen österreichisch-ungarische
Truppen geführte Angriffe gescheitert.
In tapferster Gegenwehr und in erbittertem Handgemenge haben das Györer
Infanterieregiment Kaiser und König Karl Nr. 19 und das Szombathelyer
Infanterieregiment Nr. 83 den Feind vollständig geworfen. Österreichisch-ungarische
und deutsche Artillerie haben auch hier vortrefflich zusammengewirkt und
im Verein mit der Infanterie dem Feinde schwerste Verluste zugefügt.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Außer erhöhter Patrouillentätigkeit im Fornogebiet
nichts zu melden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes. 1)
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