Der Weltkrieg am 7. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 Der deutsche Heeresbericht:

Die blutige Niederlage der Russen in Galizien

Großes Hauptquartier, 7. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Gute Beobachtungsmöglichkeit steigerte gestern den Artilleriekampf in einigen Abschnitten der flandrischen und Artois-Front zu erheblicher Stärke.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Das durchweg lebhafte Feuer verdichtete sich besonders bei Cerny, am Aisne-Marne-Kanal und in der westlichen Champagne.
Nach schlagartig einsetzender Artilleriewirkung griffen die Franzosen mit starken Kräften vom Cornillet- bis zum Hochberg an. Südöstlich von Nauroy wurde der Angriff durch Feuer und im Nahkampf durch Gardetruppen abgewiesen. Am Hochberg wurde der Gegner, der in Teile des vorderen Grabens eingedrungen war, durch kraftvollen Gegenstoß eines hannoverschen Regiments vertrieben. Hier stießen die Franzosen erneut vor und brachen nochmals ein. Wiederum wurden sie durch Gegenangriffe und in erbitterten Kämpfen Mann gegen Mann völlig zurückgeworfen.
Erkundungsvorstöße am Brimont und bei Cernay-en-Dormois brachten uns eine größere Zahl von Gefangenen ein.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Bei vielfach auflebendem Feuer keine größeren Gefechtshandlungen.
Bei Tage und bei Nacht war die Flugtätigkeit sehr rege. 8 feindliche Flugzeuge und 1 Fesselballon wurden abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Die Schlacht in Ostgalizien hat gestern zu einer äußerst blutigen Niederlage der Russen geführt. Nach mehrstündigem starken Zerstörungsfeuer setzte am frühen Morgen der russische Angriff zwischen Konjuchy und Lawrykowce ein. Mit immer neu ins Feuer geworfenen, tief gegliederten Kräften stürmten die russischen Divisionen gegen unsere Front. Bis zum Mittag wiederholte der Feind seine Angriffe. Sie sind sämtlich unter den schwersten Verlusten zusammengebrochen. Auch die Verwendung von Panzerkraftwagen blieb für die Russen nutzlos; sie wurden zerschossen. Gegen die zurückflutenden Massen griffen unsere Jagdstaffeln aus der Luft ein; bereitgestellte Kavallerie wurde durch Fernfeuer zerstreut.
Später griff der Feind in keine Opfer scheuendem Sturm weiter nördlich bis zur Bahn Zloczow-Tarnopol und zwischen Batkow und Zwyzyn an. Auch hier kam er nicht vorwärts; überall wurde er geworfen.
Bei Brzezany und Stanislau sowie an einigen Stellen im Karpathenvorland sind gleichfalls starke russische Angriffe verlustreich gescheitert.
Erbeutete Befehle in französischer Sprache zeigen, von wem das russische Heer zum Angriff getrieben wurde, der ihm keinerlei Erfolg gebracht, es dagegen blutigste Opfer gekostet hat.
Rheinische, badische, thüringische, sächsische und österreichisch-ungarische Truppen teilen sich in die Ehre des Schlachttages.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Karpathen vielfach rege Gefechtstätigkeit; an mehreren Stellen wurden Vorstöße der Russen zurückgewiesen.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Kampfpause in Galizien

Berlin, 7. Juli, abends. (Amtlich.)
Im Westen nichts Besonderes.
Auf dem Schlachtfelde in Galizien haben die schweren Verluste den Russen eine Kampfpause aufgezwungen. Bei Stanislau sind kleine Angriffe des Feindes gescheitert.

 

Brussilows schwere Niederlagen

General Brussilow
General Brussilow

Berlin, 7. Juli.
Auch der zweite große russische Offensivvorstoß in Ostgalizien scheiterte völlig. Eingehende Meldungen bestätigen, daß die Niederlage vom 6. Juni zu den schwersten russischen Niederlagen des ganzen Krieges gezählt werden muß. Brussilow hat als Befehlshaber des demokratischen Rußlands seine Methode der Massenopfer des vorigen Jahres noch gesteigert. Bei den Angriffen zwischen Konjuchy und Lawrykowce trieb er die Sturmkolonnen teilweise in Staffelungen von 15 Wellen mit einer Rücksichtslosigkeit vor, die in der Geschichte einzig dastehen dürfte. In unserem zusammenfaßten Artillerie-, Maschinengewehr-, Infanterie- und Minenwerferfeuer wurden die feindlichen Angriffswellen, die ein nicht zu verfehlendes Ziel boten, einfach niedergemäht. Das Leichenfeld in Ostgalizien wird als das schauerlichste des ganzen Krieges bezeichnet. Brussilow hat sich selbst übertroffen. Häufig wurden die Angriffe vollkommen systemlos angesetzt. Führung und Unterführung erscheinen ebenso unzulänglich wie gewissenlos. Bei Hodow sollte die Zuversicht der russischen Sturmtruppen nach englischem Muster durch den Einsatz von sechs Panzerautos gestärkt werden. Die Panzerwagen blieben ebenso wie die Geschwader an der Westfront in aller Bälde im Feuer liegen. Gegen Mittag war angesichts des furchtbaren Blutbades, das unser Feuer unter den russischen Kolonnen anrichtete, der Angriffswille der Russen völlig gebrochen. Die russischen Sturmhaufen fluteten panikartig zurück und wurden vom Maschinengewehrfeuer unserer Jagdflieger dezimiert.

 

Feindliche Flieger über Rheinland und Westfalen

Berlin, 7. Juli.
In der Nacht zum 7. Juli überflogen feindliche Flieger das Festungsgebiet von Köln. Bomben wurden nicht abgeworfen. Einer Tätigkeit der Abwehrgeschütze bedurfte es nicht. In den frühen Morgenstunden haben einige feindliche Luftfahrzeuge dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet einen Besuch abgestattet. Es wurden im ganzen acht Bomben abgeworfen, die einen Sachschaden von 2000 Mark anrichteten. Menschen wurden nicht verletzt, Industriebetriebe sind nicht getroffen worden. Auch Ludwigshafen und Umgebung wurde von Fliegern angegriffen. Der Sachschaden war sehr gering. Menschen wurden nicht verletzt. Auf dem Hin- und Rückflug berührten die feindlichen Flieger Karlsruhe, wurden aber durch Sperrfeuer verjagt. Schließlich wurden auch auf Trier und Umgebung zahlreiche Bomben wahllos abgeworfen. Die meisten fielen ergebnislos in freies Gelände, andere richteten an Gebäuden einigen Schaden an. Militärischer Schaden entstand nicht. Getötet wurde ein Kind, verletzt ein Mann. Ein französisches Flugzeug wurde bei Saarburg (Rheinland) durch Abwehrfeuer zur Landung gezwungen. Die zwei Insassen sind gefangen.

 

Ein englischer Truppentransportdampfer versenkt

Berlin, 7. Juli. (Amtlich.)
1. Im Atlantischen Ozean wurden durch eines unserer Unterseeboote wiederum 23 000 Brutto-Registertonnen vernichtet. (Folgen die Einzelheiten.)
2. Im Mittelmeer wurden neuerdings 11 Dampfer und 39 Segler mit über 3000 Brutto-Registertonnen durch unsere U-Boote versenkt. Darunter befanden sich der von zwei Zerstörern gesicherte englische Truppentransporter "Cestriau" (8912 Tonnen). (Folgen die Einzelheiten.) Mehrere Dampfer wurden aus gesicherten Geleitzügen in Nachtangriffen abgeschossen. Ein modernes 7,6 -cm-Geschütz des englischen Dampfers "Tong-Hong" wurde erbeutet.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der gescheiterte russische Massenstoß bei Zborow

Wien, 7. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
An mehreren Stellen der Karpathenfront lebte das feindliche Artilleriefeuer gestern merklich auf. In der Gegend von Dorna Watra, Kirlibaba und im Ludowagebiet, dann beiderseits des Jablonicapasses erreichte es zeitweise größte Heftigkeit. Unsere Artillerie erwiderte mit kräftigem Zerstörungsfeuer von guter Wirkung. Bei Kirlibaba räumte der Feind seine Deckungen gruppenweise. Erkundungsabteilungen des Gegners, die an mehreren Stellen vorzugehen versuchten, wurden abgewiesen. Bei Stanislau haben die Russen nach heftigster Artillerievorbereitung mehrere starke, aber erfolglose Angriffe geführt. Den Hauptstoß hat hier das tapfer ausharrende ungarische Honved-Infanterieregiment Nr. 65 abgewiesen. Auch bei Hutta und Solotwinska sind in den späten Nachmittagsstunden russische Angriffe gescheitert.
Im Raume von Brzezany kam es gestern nur zu einem kurzen feindlichen Vorstoß, der abgewehrt wurde. Wie erfolgreich die Verteidigung der hier kämpfenden deutschen und osmanischen Truppen, dann der tapfer mitwirkenden Honved-Infanterieregimenter Nr. 308, 309 und 310 in den Vortagen war, zeigen die auf 13000 Mann geschätzten Feindesleichen im Vorfelde. In unbegründeter Überschätzung ihres begrenzten Zufallserfolges vom 2. Juli hofften die Russen gestern die Entscheidung südwestlich von Zborow durch einen Massenstoß herbeizuführen. Unter Heranziehung eines Gardekorps, weiterer neuer Kräfte und starker Kavalleriemassen setzten die Russen in einer Frontbreite von 16 Kilometern etwa neun bis zehn Divisionen, stellenweise 15 Wellen tief, zu wiederholten Angriffen ein.
An der heldenmütigen Haltung deutscher Regimenter brachen alle nach mehrstündigem Vorbereitungsfeuer vom frühen Morgen bis zum Mittag vorgetriebenen Massenstürme erfolglos und blutigst zusammen. Dem tapferen Somborer Infanterieregiment Nr. 23 und der vortrefflich mitwirkenden k. und k. Artillerie gebührt ein rühmlicher Anteil an dem großen Erfolg des gestrigen Tages. Mehrere Panzerkraftwagen, die anzugreifen versuchten, wurden zerschossen. In den Mittagsstunden war die Angriffskraft des Gegners derart gebrochen, daß er, verfolgt durch das Maschinengewehrfeuer einer Jagdstaffel, zurückfluten mußte. Die zur beabsichtigten Verfolgung herangeführte feindliche Kavallerie wurde durch Feuer zersprengt. Die Verluste des Feindes sind außerordentlich schwer, unsere halten sich in mäßigen Grenzen.
Ein gegen 8 Uhr abends sich südwestlich Zborow erneuernder russischer Angriff hatte den gleichen Mißerfolg wie alle früheren. Bei Batkow-Zwyzyn sind nachmittags mehrere gegen österreichisch-ungarische Truppen geführte Angriffe gescheitert.
In tapferster Gegenwehr und in erbittertem Handgemenge haben das Györer Infanterieregiment Kaiser und König Karl Nr. 19 und das Szombathelyer Infanterieregiment Nr. 83 den Feind vollständig geworfen. Österreichisch-ungarische und deutsche Artillerie haben auch hier vortrefflich zusammengewirkt und im Verein mit der Infanterie dem Feinde schwerste Verluste zugefügt.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Außer erhöhter Patrouillentätigkeit im Fornogebiet nichts zu melden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine Ereignisse.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. Juli.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen wurde eine feindliche Aufklärungsabteilung durch unser Feuer zerstreut. In der Gegend von Moglena bei Bahovo versuchten serbische Abteilungen einen unserer Posten anzugreifen, wurden aber durch unser Feuer niedergemäht. Auf dem rechten Wardarufer lebhafteres Artilleriefeuer und für uns günstige Aufklärungsunternehmungen. Wir machten Gefangene vom 1. griechischen Infanterieregiment. An der übrigen Front vereinzeltes Artilleriefeuer und stellenweise Gefechte zwischen Patrouillen und Posten.
Rumänische Front:
Östlich von Tulcea Austausch von Gewehrschüssen von Posten.

 

Ein französisches U-Boot torpediert

Paris, 7. Juli. (Havas-Meldung.)
Das Unterseeboot "Ariadne" ist am 19. Juni im Mittelmeer von einem feindlichen Unterseeboot torpediert und versenkt worden. Die Offiziere und ein Teil der Besatzung sind umgekommen, neun Mann sind gerettet worden.

 

Ein englischer Zerstörer versenkt

London, 7. Juli.
Die Admiralität teilt mit:
Einer unserer Zerstörer wurde in der Nordsee durch ein deutsches Unterseeboot torpediert und versenkt. Ein Offizier und sieben Mann wurden getötet.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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