Der Weltkrieg am 8. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Flugzeugangriff auf London

Großes Hauptquartier, 8. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der Küste, im Ypern- und Wytschaete-Abschnitt sowie bei Lens und zwischen Somme und Oise wechselnd starker Feuerkampf.
Während östlich von Ypern englische Erkundungsvorstöße zum Scheitern gebracht wurden, gelang es unseren Aufklärungsabteilungen, nordwestlich und westlich von St. Quentin Gefangene zu machen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nach tagsüber starker Artilleriewirkung stießen die Franzosen gegen Abend mit erheblichen Kräften zum Angriff östlich von Cerny vor. Der Ansturm brach in unserem Feuer und im Handgranatenkampf verlustreich zusammen; mit gleichem Mißerfolg endeten nachts mehrere Vorstöße gegen unsere Gräben südlich des Gehöftes La Bovelle und südöstlich von Ailles.
Unseren Sturmtrupps glückte der Überfall einer feindlichen Feldwache beim Gehöft Mennejean südlich der Straße Laon-Soissons.
In der Westchampagne wurde gestern morgen ein weiterer Angriff der Franzosen am Cornilletberg zurückgewiesen.
Auf dem linken Maasufer steigerte sich abends das Artilleriefeuer zu großer Heftigkeit. Nachts erfolgte ein starker französischer Angriff an der Höhe 304 und am Westhang des "Toten Mannes". Der Feind ist abgeschlagen worden; in einigen Grabenstücken wird noch gekämpft.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Außer zeitweilig auflebendem Feuer in der Lothringer Ebene und einem erfolgreichen Vorfeldgefecht am Rhein-Rhone-Kanal keine besonderen Ereignisse.
In der Nacht vom 6. zum 7. Juli haben außer Bombenwürfen nahe an der Front auch Luftangriffe auf deutsches Gebiet stattgefunden. Feindliche Flieger warfen im westfälischen Industriegebiet, in Trier und Umgebung, ferner auf Mannheim, Ludwigshafen und Rodalben insgesamt über 100 Brandbomben ab. Militärischer Schaden ist nicht entstanden. Eins der feindlichen Flugzeuge fiel in unsere Hand.
Am Morgen des 7. Juli griff darauf eins unserer Fliegergeschwader London an. Gegen 11 Uhr vormittags wurden die Docks, Hafen- und Speicheranlagen an der Themse ausgiebig mit Bomben beworfen. Brand- und Sprengwirkung wurde festgestellt. Eins der zur Abwehr aufgestiegenen englischen Flugzeuge ist über London abgeschossen worden. Auch auf Margate an der Ostküste Englands wurden Bomben abgeworfen.
Unsere Flugzeuge sind sämtlich zurückgekehrt bis auf ein auf See notgelandetes, das von unseren Seestreitkräften nicht mehr geborgen werden konnte.
In Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer an der Front haben die Gegner gestern 9 Flugzeuge eingebüßt. Eins davon ist durch Leutnant Wolff abgeschossen worden, der damit den 33. Luftsieg errang.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Auf dem Kampffeld zwischen Strypa und Zlota Lipa haben die Russen ihren Angriff nach den nutzlosen Opfern der Vortage nicht erneuern können.
Heute morgen brach ein Angriff ohne Feuervorbereitung bei Zborow verlustreich zusammen.
Bei Stanislau ist gestern und heute früh gekämpft worden. Österreichisch-ungarische Regimenter wiesen dort im Nahkampf mehrere russische Divisionen ab, deren Sturmwellen, durch unser Vernichtungsfeuer gelichtet, bis an die Stellungen vorgedrungen waren. Auch bei Huta im oberen Teil der Bystrzyca Solotwinska wurde ein Angriff der Russen abgeschlagen.
Bei den übrigen Armeen der Ostfront hielt sich die Gefechtstätigkeit in mäßigen Grenzen.
An der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erfolgreicher Vorstoß am Damenweg

Berlin, 8. Juli, abends. (Amtlich.)
Am Chemin-des-Dames südöstlich von Pargny-Filain brachte uns ein Angriff beträchtlichen Raumgewinn und über 700 Gefangene ein. - Im Osten haben heute die Russen bei Stanislau erneut angegriffen und Gelände gewonnen.

 

Die feindlichen Fliegerangriffe auf Westdeutschland

Berlin, 8. Juli.
Feindliche Flieger haben in der Nacht vom 6. zum 7. Juli zahlreiche Angriffe auf das deutsche Heimatgebiet unternommen. Der Erfolg der mit starkem Kräfteeinsatz gemachten Angriffe war, um dies vorwegzunehmen, völlig gleich Null. Es wurde weder irgendein Betrieb der Rüstungsindustrie noch irgendeine sonstige militärische Anlage getroffen. Soweit man nach den abgeworfenen Bomben und dem Fliegergeräusch urteilen konnte, galten die Angriffe den Mannheimer und Ludwigshafener Fabrikanlagen und dem Saargebiet. Bei Mannheim, Ludwigshafen und im Saargebiet lagen sämtliche Bomben in weitem Umkreise um die vermeintlichen Ziele zerstreut. Ein oder zwei feindliche Flieger dehnten ihre Reise bis in das Ruhrgebiet aus. In der Gegend von Essen wurden trotz eifrigen Suchens erst im Laufe des Tages auf einem Felde zwei Bombeneinschläge gefunden. Sechs andere zertrümmerten in einem 40 Kilometer von Essen entfernten Dorfe mehrere Fensterscheiben. Ein Teil der feindlichen Flieger scheint sich verirrt zu haben, denn zahlreiche Bomben fielen in Gegenden nieder, wo überhaupt kein Ziel zu finden ist, wie z. B. in den friedlichen Dörfern Speicher, Ehrang und Oberemmel, wo ein Kino dem Angriff zum Opfer fiel. In der militärisch ganz bedeutungslosen Stadt Neunkirchen wurden ein Mann getötet, eine Frau schwer und ein Kind leicht verletzt. In einem Vorort Diedenhofens tötete eine Bombe eine dreiköpfige Familie. In Trier wurde der Dachstuhl des Franziskanerklosters durch eine Bombe in Brand gesetzt; darüber hinaus ist, abgesehen von zerbrochenen Fensterscheiben, auch im Privatbesitz nirgendwo Sach- noch Personenschaden verursacht worden. Einer der Angreifer von Trier wurde durch unsere Abwehrmaßnahmen bei Saarburg an der Saar zur Erde gezwungen. Das Flugzeug ist zertrümmert. Die Insassen, von denen der eine verwundet ist, sind festgenommen. Aus welchem Grunde die offene und militärisch völlig bedeutungslose Stadt Trier wiederum beworfen wurde, ist unverständlich.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russischer Vorstoß bei Stanislau abgeschlagen

Wien, 8. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In den Karpathen nur mäßiges feindliches Artilleriefeuer und geringe Aufklärungstätigkeit. Bei Stanislau hat der Feind seine Angriffe gestern und heute früh mit großer Zähigkeit wiederholt. Nach einem mißlungenen schwächeren Vorstoß setzte er gegen 1 Uhr nachmittags starke überlegene Kräfte zum entscheidenden Stoß gegen unsere Stellungen beiderseits der Straße Stanislau-Kalusz ein. Alle Angriffe zerschellten an der tapferen Haltung und dem vortrefflichen Zusammenwirken aller Waffen unserer Miskolczer Division. Der an wenigen Stellen in die vordersten Gräben eingedrungene Feind wurde durch sofortigen Gegenangriff geworfen. Ein weiterer Angriff in den Abendstunden wurde schon durch unser Artilleriefeuer niedergehalten, auch blieb ein heute früh ohne Vorbereitungsfeuer unternommener Vorstoß ergebnislos. Im Tale der Bystrzyca Solotwinska hat der Feind ebenfalls stärkere Kräfte zum Angriff angesetzt. Das bewährte schlesische Infanterieregiment Kaiser und König Franz Josef I. Nr. 1 behauptete hier in zähem Kampfe alle seine Stellungen. In den Hauptangriffsräumen der Vortage haben mit Ausnahme eines erfolglosen feindlichen Vorstoßes südwestlich Zborow keine größeren Kampfhandlungen stattgefunden.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 8. Juli.
Mazedonische Front:
Lebhaftes Feuer der feindlichen Artillerie auf der Cervena Stena und im Zentrum unserer Stellungen im Cerna-Bogen. Eine serbische Erkundungsabteilung, die sich unserm Posten östlich der Cerna bei Tarnova zu nähern versuchte, wurde durch Feuer zerstreut. Westlich vom Dojransee mäßiges Artilleriefeuer. An der unteren Struma Gefechte zwischen Infanterie- und Kavallerieabteilungen.
Rumänische Front:
Zwischen Mahmudia und Tulcea Artillerie- und Infanteriefeuer. Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 8. Juli.
An der persischen Grenze östlich Pandschwin griffen am 6. Juli unsere Truppen die Russen an und schlugen sie. Als Beute wurde bisher gemeldet: 4 Gebirgsschütze, 3 Maschinengewehre und Gefangene, deren genaue Zahl hier noch nicht bekannt ist. 25 Kilometer nordwestlich Serdescht fand ein einstündiges Gefecht statt, in dem die Russen verlustreich zurückgeworfen wurden.
An der Kaukasusfront die übliche Artillerie- und Patrouillentätigkeit. An der anatolischen Küste unternahm unsere Artillerie einen wohlgelungenen Feuerüberfall auf die Insel Tenedos. Es wurden mehrere feindliche Segler versenkt und die feindliche Funkenstation vermutlich zerstört. Feindliche Flieger warfen Bomben auf die Stadt Smyrna. Getötet wurde eine Person. Alle Verletzten gehören den Nationen der Entente an. Durch die gut organisierte Fliegerabwehr konnte weiteres Unglück verhütet werden.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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