Der Weltkrieg am 19. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Höhenstellung bei St. Quentin erstürmt - Russische Gegenangriffe bei Kalusz zurückgeschlagen

Großes Hauptquartier, 19. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern nimmt die Artillerieschlacht ihren Fortgang. Trotz Regens war die Kampftätigkeit der zusammengezogenen Artilleriemassen bei Tage und während der Nacht sehr stark.
Gewaltsame Erkundungen der Engländer im Küstenabschnitt östlich von Ypern wurden vor unseren Linien zum Scheitern gebracht.
An der Artoisfront war die Feuertätigkeit an mehreren Stellen am La Bassée-Kanal bis auf das Südufer der Scarpe lebhaft.
Südwestlich von St. Quentin stürmten hessische Truppen nach starker Feuerwirkung die französische Höhenstellung in 1 Kilometer Breite. Der Feind ließ eine größere Zahl von Gefangenen und mehrere Maschinengewehre in unserer Hand und erhöhte seine Verluste durch Gegenangriffe, die abends und morgens vor den gewonnenen Gräben ergebnislos zusammenbrachen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Die Gefechtstätigkeit blieb meist in geringen Grenzen; zeitweilig lebte sie in einzelnen Abschnitten an der Aisne, in der Champagne und auf dem linken Maasufer auf. Am Hochberg zwang unser Zerstörungsfeuer die Franzosen, Teile des kürzlich dort gewonnenen Bodens zu räumen. Im Walde von Avocourt führte ein eigener Angriff zur Wiedernahme einiger tags zuvor verlorener Stellungsteile.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die schon seit Tagen regere Feuertätigkeit südlich von Dünaburg und Smorgon hielt auch gestern an.
Nordwestlich von Luck und an der ostgalizischen Front brachten Stoßtruppunternehmungen, die auch eine Zunahme des Feuers zur Folge hatten, zahlreiche Gefangene ein.
Südlich des Dnjestr griffen die Russen die südlich von Kalusz von uns zurückgewonnenen Höhenstellungen mit starken Kräften an; sie sind überall unter schweren Verlusten zurückgeschlagen worden.
Zwischen den Waldkarpathen und dem Schwarzen Meer keine größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front:
Zwischen Ochrida- und Prespasee, am Dobropolje und auf dem linken Wardarufer lebhafte Feuertätigkeit.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Durchbruch durch die russische Stellung bei Zloczow

Berlin, 19. Juli, abends. (Amtlich.)
In Flandern dauert die Artillerieschlacht an.
Herausgefordert durch die Offensive, welche die russische Armee auf Befehl ihrer Regierung und trotz ihrer Friedensbeteuerungen an unseren Fronten unternommen hat, sind wir in Ostgalizien zum Gegenangriff übergegangen. Deutsche Korps haben die Stellungen der Russen östlich von Zloczow in breiter Front durchbrochen.
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Reichskanzler Michaelis über die Friedensresolution des Reichstages

(Mitteilung über Durchstoßung der russischen Front bei Zloczow - Die Friedensresolution des Reichstags - Die Parlamentarisierung)

Reichskanzler Dr. Michaelis
Dr. Michaelis

Berlin, 19. Juli.
In der heutigen Sitzung des Reichstags hielt Reichskanzler Dr. Michaelis eine Rede, in der er u. a. sagte: Ich stelle fest, daß der U-Boot-Krieg in der Vernichtung feindlichen Frachtraumes das leistet, was er sollte. Seine Wirkung auf die Entschlüsse unserer Feinde können wir in Ruhe abwarten. Die Zeit läuft für uns.
Die Berichte über die militärische Lage von seiten der Obersten Heeresleitungen sind sehr gut. Im Westen sind die großen Frühjahrsoffensiven der Engländer und der Franzosen gescheitert. Im Osten ist infolge der inneren russischen Wirren der Angriff der feindlichen Millionenheere nicht zur Ausführung gekommen. Erst nachdem falsche Nachrichten und Hetzreden der russischen Verbündeten die Soldaten in Rußland von neuem aufgestachelt hatten, kam es zu der jetzigen Offensive. Ihr Ziel war Lemberg und die Ölgruben von Drohobycz, um unseren U-Boot-Krieg zu schädigen. Brussilow hat in seiner Rücksichtslosigkeit unter ungeheuren Opfern nur geringe Vorteile erzielt. Vor einer halben Stunde habe ich ein Telegramm des Feldmarschalls erhalten, das folgendermaßen lautet:
"An den Reichskanzler des Deutschen Reiches, Reichstag. Durch dir russische Offensive in Galizien herausgefordert, hat dort heute ein durch starken Regen bisher hinausgehobener deutscher Angriff östlich Zloczow eingesetzt. Unter persönlicher Leitung des Feldmarschalls Prinz Leopold von Bayern (Bravo! im Zentrum) haben deutsche Divisionen, unterstützt durch österreichisch-ungarische Artillerie, in altbewährtem Schneid und fester Zuversicht die russischen Stellungen durchstoßen.
(Lebhafter Beifall. Zurufe bei den U. S. Erregte Gegenrufe bei den übrigen Parteien.) Die in den letzten Berichten erwähnten Vorteile von Brussilow sind danach wieder ausgeglichen. (Lebhafter Beifall.)
Wenn wir Frieden machen, dann müssen wir in erster Linie erreichen, daß die Grenzen des Deutschen Reiches für allezeit sichergestellt sind. (Lebhaftes Bravo! rechts.) Wir müssen im Wege der Verständigung (Bravo im Zentrum, links und bei den Soz.) und des Ausgleichs (erneutes Bravo im Zentrum, links und bei den Soz.) die Lebensbedingungen des Deutschen Reiches auf dem Kontinent und über See garantieren. (Lebhaftes Bravo!) Der Friede muß die Grundlage für eine dauernde Versöhnung der Völker bieten. (Lebhaftes Bravo! im Zentrum, links und bei den Soz.) Er muß, wie dies in Ihrer Resolution ausgesprochen ist, der weiteren Verfeindung der Völker durch wirtschaftliche Absperrung vorbeugen. (Sehr gut!) Er muß davor sichern, daß sich der Waffenbund unserer Gegner zu einem wirtschaftlichen Trutzbund gegen uns auswächst. (Sehr gut! im Zentrum, links und bei den Soz.)
Diese Ziele lassen sich im Rahmen Ihrer Resolution, wie ich sie auffasse, erreichen. (Bravo! und Sehr gut! im Zentrum, links und bei den Soz.) Wir können den Frieden nicht nochmals anbieten. (Sehr richtig! rechts.) Die ehrlich ausgestreckte Hand hat einmal ins Leere gegriffen. (Sehr richtig! rechts). Aber mit dem gesamten Volk und der deutschen Armee und ihren Führern, die mit dieser Erklärung einverstanden sind (Hört, hört! Bravo! im Zentrum, links und bei den Soz.), ist die Regierung sich dessen bewußt. Wenn die Feinde ihrerseits von ihren Eroberungsgelüsten, ihren Niederwerfungszielen ablassen und in Verhandlungen einzutreten wünschen, werden wir ehrlich und friedensbereit hören, was sie uns zu sagen haben. (Bravo! links.) Bis dahin müssen wir ruhig und geduldig und mutig ausharren.
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Annahme der Friedensresolution im Reichstage

Berlin, 19. Juli.
Der Reichstag hat die gemeinsame Entschließung des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Fortschrittlichen Volkspartei mit 214 gegen 116 Stimmen bei 17 Stimmenthaltungen angenommen. 
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Tauchbooterfolge im Englischen Kanal

Berlin, 19. Juli. (Amtlich.)
Durch eines unserer U-Boote wurden im Englischen Kanal neuerdings 3 Dampfer, 2 Segler vernichtet. Darunter befanden sich zwei bewaffnete, beladene Frachtdampfer englischer Nationalität und der englische Dreimast-Raaschuner "Ocean Swell".

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

21000 Tonnen versenkt

Berlin, 19. Juli. (Amtlich.)
Neue U-Boot-Erfolge in der Biscaya und im Atlantischen Ozean: 21000 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten).

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhafter Geschützkampf nördlich des Dnjestr

Wien, 19. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südlich von Kalusz versuchten die Russen mit Einsatz starker Kräfte die ihnen entrissenen Höhen zurückzugewinnen, ihre Anstrengung scheiterte unter schweren feindlichen Verlusten. Nördlich des Dnjestr bis gegen Brody lösten erfolgreiche Stoßtruppunternehmen lebhafteres Geschützfeuer aus, das sich namentlich heute früh in einzelnen Abschnitten zu beträchtlicher Heftigkeit steigerte. In Wolhynien traten österreichisch-ungarische und deutsche Stoßtruppen mit günstigem Ergebnis in Tätigkeit.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Wien, 19. Juli.
Aus dem Kriegspressequartier wird am 19. Juli abends mitgeteilt:
Die Angriffe der Russen beantwortend, hatten heute früh die Verbündeten in Ostgalizien die Gegenoffensive ergriffen und die russischen Linien östlich zwischen Zborow und dem oberen Sereth geworfen.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 19. Juli.
Mazedonische Front:
Artilleriefeuer das zwischen dem Ochrida- und dem Prespasee, östlich der Cerna und auf dem rechten Ufer des Wardar etwas lebhafter war. Auf der übrigen Front schwache Kampftätigkeit. An der unteren Strunz vertrieben wir berittene englische Erknndungsabteilungen.
Rumänische Front:
Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. Juli.
Kaukasusfront: Einer unserer Flieger warf mit gutem Erfolg Bomben auf einen feindlichen Flugzeugschuppen. An mehreren Stellen lebhaftere gegenseitige Artillerietätigkeit.
Sinaifront: In der Nacht zum 18. und am 18. Juli leichtes Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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